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           Witze (tw. in Mundart)                 Redaktion + Erfassung: Nicole Caspari

Gute Beziehung

Wenn er wollte, hatte der alte Kaspar Lebensart und bewies das auch. Als er einmal mit seinem Anwalt auf dem großen Korridor des für ihn zuständigen Amtsgerichts auf und ab ging, wo sie auf den Aufruf ihrer Sache warteten, war er krampfhaft bemüht, immer auf der linken Seite seines Rechtskundigen zu bleiben. Dieser war über solche Wohlerzogenheit des einfachen Mannes sehr angenehm berührt und fragte ihn, warum er immer so korrekt links gehe. Die Antwort überraschte:
"Och, Herr Justizrat, des hoat nix ze sah, des sein eich schun lang gewehnt. Wann eich met meim Ochs uff des Feld fohrn, mach eich des aach immer suh!"


Schmitteheinrich und sein Weib

Aus dem Täubchen, das Schmitteheinrich einst geheiratet hatte, war ein mißtönend krächzender Rabe geworden, der täglich oft nach ihm hackte. Wie der also geplagte Bauer zum Sterben kam, fragte ihn die Ehefrau, ganz wider die Gewohnheit, ob sie ihm noch etwas Liebes tun könne.
"Jo, wann de willst, das kannste leicht. Dou dein beste Sonntagsstaat on en dei Brautkränzi uff en setz deich newersch meich ons Bett."
Die Berta ist nicht wenig verwundert, tut aber nach Wunsch, erscheint wieder und setzt sich ans Sterbelager. Nach einer Weile plagt sie die Neugier: "Best de etz zefrirre? Worim wollst de das su hun?"
Da huscht ein Lächeln um die Züge des Verscheidenden, und mit leiser Stimme erklärt er: "Das will eich der saan, Berta. Etz kimmt baal der Dud (Tod) erenn, en do hun eich gedoacht, wann de su schien ongeton best, gefallst em dou vielleicht besser wäi eich, en er nemmt deich met statt meich."
Erst war die Berta sprachlos, aber als sie zu schimpfen anheben wollte, war ihr Heinrich schon nicht mehr imstande, sie zu hören.

Beide aus:
Land und Leute im Oberlahnkreis
Heimatkundliche Beilage des "Weilburger Tageblatt"
26. Jahrgang
Februar 1963
Nr. 2


Das Stoßgebet

Es hatte einer ein bitterböses Weib mit einer Zunge, scharf wie eine Schrotsäge. Er war ein ruhiger Mann, der längst gelernt hatte, stille zu sein. Mal aber hatte er selber schon solch einen Grimm im Leibe, als auch noch das Weib mit seinem Gekeif über ihn herfiel. Das war zuviel: Er packte sie kurzerhand, trug sie im jähen Zorn bis auf den obersten Boden, stieß einen Laden auf und hielt das böse Stück freischwebend aus der Lucke und rief: "Herrgott - nemm mer das Mensch ab, sonst laß ich's wahrhaftig falle!"

Aus:
Land und Leute im Oberlahnkreis
Heimatkundliche Beilage des "Weilburger Tageblatt"
29. Jahrgang
Februar 1966
Nr. 2


Als die Bahn gebaut wurde:

Schnurren vom Westerwald

Vom Bau der Westerwaldbahn und aus ihrer Frühzeit werden noch heute allerlei fröhliche Stücklein erzählt. Im Dorf war es mit den Vorarbeiten für den Bahnbau ziemlich glatt gegangen. Nur die alte Thekla, die Haare auf den Zähnen hatte, machte Schwierigkeiten. Ingenieur und Bürgermeister saßen nun bei ihr und versuchten ihr klar zu machen, daß die Bahnlinie gerade daher geführt werden müsse, wo jetzt noch ihre alte Scheune stehe. Doch die resolute Antwort lautete: "Naa - da sein aich noch net mit inverstanne! Es kann doch kaaner von mir verlange, daß aich jeden Morje in aller Herrgottsfrüh uffsteh unn es Scheuerndohr uffmache, wann de Zug kimmt!"

Auch der Gäulshenrich war nicht mit der Eisenbahn zufrieden. Als er die erste Fahrt wagte, ärgerte er sich schon über den Schaffner, der laut "Bitte beeilen" rief. "Hat der mer aach schon was ze sage, nur weil er e Uniform aahat", räsonierte er. Gemächlich nahm er in einem Abteil Platz. Auf den Ruf des Schaffners: "Bitte die Türen zu schließen" störte er sich nicht, obwohl er an der Türe saß. Da eilt der Schaffner herbei und will die Türe schließen. Sie springt aber nicht ins Schloß. Mit aller Wucht versucht es nun der Beamte, und zwar drei-, viermal - die Tür geht einfach nicht zu. Da blickt ihn der Gäulshenrich mit Siegerblick an und sagt in aller Seelenruhe: "Su lang aich die Daume dezwische halle, kreist dou die Dür net zou!"

Auch der Butterjörg vom Nachbardorf will die erste Fahrt unternehmen. Schon früh ist er in seinem Heimatdorf aufgebrochen, doch hat er sich wohl mit der Zeit verschätzt. Als er am Bahnhof ankommt, sieht er gerade den Zug abfahren. Auf der Stelle dreht er sich um und tritt den Heimweg an. Im Wiesental hört er den Zug dahinfahren, der am Übergang einen langgezogenen Pfiff der Lokomotive ertönen läßt. "Etz kannste peife, so lang dou willst", sagt da der Butterjörg, "etz will aich net mih!" A. M.

Aus:
Land und Leute im Oberlahnkreis
Heimatkundliche Beilage des "Weilburger Tageblatt"
31. Jahrgang
Dezember 1968
Nr. 12


Der "untaugliche" Hannes

In einem Dorf des nördlichen Hinterlandes stand wieder einmal die Wahl des Gemeinderates bevor. Hier, wie auch in den anderen Dörfern, machte man sich so seine Gedanken um die Männer, die mit den Geschäften der Gemeinde in den nächsten Jahren fertig werden sollten. Parteipolitische Gesichtspunkte gab es dabei in den Jahren um die Schwelle dieses Jahrhunderts noch nicht. Dafür aber andere.
Da trafen sich an einem Sonntagabend, als das Vieh gefüttert war und die Dämmerung sich über die stillen Dorfstraßen senkte, der Jost und der Christian, der schon viele Jahre im Gemeinderat war, während es der Jost eher vorzog, die Dorfpolitik am Biertisch einer - wie er meinte - notwendigen Kritik zu unterziehen. Das Thema kam den beiden nach einer kurzen Begutachtung der Ernteaussichten natürlich auf die bevorstehende Gemeindewahl.
"Häi, Christian, wos hon ich gehörrt? Ehr wellt den Hannes net mie off de Liste fär'n Gemänerot du? Joa donnerschdoach, worim da net?"
Dem Christian schien die Frage gar nicht zu gefallen, weil er wußte, wie hartnäckig der Jost bohren konnte. "Oach", meinte er gedehnt, "der Hannes, der will net mie. Kaa ma nix mache!" Aber damit gab sich der Jost nicht zufrieden. "Doas kaaste mer doch nett offbenne (aufbinden), äich ho doch vorgestern noch met dem Hannes geschwast (geschwätzt). Der det metmache, "Ach, das kaan aich der net sah (sagen)!" - So, awer ehr wellt anscheinend net?" - "Nä, mer winn aach net!" - "On worim wellt er net?" - doas kaaste mer net sah! Du best mer en schiene Volksvertreter!"
Das kaan ich der ach net sah", beharrte der Christian. Aber der Jost ließ nicht locker. Er wollte schon herauskriegen, warum man den Hannes nicht für den Gemeinderat aufgestellt hatte. Schließlich war er Aaner-Geschwester-Kenner mit ihm, und der Hannes doch ein rechtschaffener, angesehener Mann.
"So schnell läß ich dich net aus", bohrte der Jost weiter. "Du wäßt genauso wie ich, daß der Hannes en kluge Kopp es, on daß sonst jerer im Dorf of sein Rot (Rat) härrt. Worim wellt ehr en net mie ho? Doas well ich etz klipp on klar wesse!"
"Joah", der Christian wußte, daß er jetzt Farbe bekennen mußte, "joah, wenn des da so genau wesse wett (willst): Der Hannes schnoarcht in de Setzunge immer so laut, daß sogar da Bärjemaster davoa wach werd!"

Aus:
Heimat an Lahn und Dill
1. Jahrgang
Januar 1971
Nr. 1


Der Nachtwächter

Nachts hat er "die Zäh in e Dippche mit Wasser zu lege"

Zu Anfang unseres 20. Jahrhunders war es in vielen Landgemeinden noch üblich, daß der Nachtwächter im Dorf umging und alle Stunden an bestimmten Stellen des Dorfes mit einem großen Horn durch Blasen von seiner Anwesenheit kundtat. Man findet solche Hörner heute noch in den Heimatmuseen.
Da fiel es eines Nachts dem Bürgermeister in einem Dorf im Hinterland auf, daß der Nachtwächter seinem Horn nur höchst kümmerliche Laute entlockte, anstatt, wie es sich gehörte, laut zu tuten. Er bestellte sich am anderen Tag den Nachtwächter und stellte ihn zur Rede:
"Hannes, was es da met dem Blose nachts, mer ka deich jo garnet mieh richtig hern, es da ebbes o deim Horn kabutt?"
"Nä", sagte der Hannes, "eich ko net mieh richtig geblose, eich ho doch kä Zäh mieh."
"Ei, da mußte mol no Birrekopp bein Zäh-Dokter gieh, der mächt der neue Zäh."
"No, dos kann eich net, do hun eich kä Geld vor, does kann eich net bezahle."
"Ja no, da will eich emol mit der Gemä schwätze, vielleicht dun mer do wos Geld derbei, mer murre doch en Nachtwächter ho, der geblose ka."
Das funktionierte denn auch, der Gemeinderat war bereit, die Kosten für ein neues Nachtwächtergebiß zu übernehmen, und der Hannes kam so etliche Wochen danach mit prächtigen neuen Zähnen wieder zum Bürgermeister und präsentierte, daß er wieder schön laut auf dem Horn blasen konnte.
Um so erstaunter war aber der Bürgermeister in der nächsten Nacht, wo er auf das jetzt wieder vorschriftsmäßige Blasen des Nachtwächters lauschte, als er wieder nur die alten kümmerlichen Töne hören mußte.
Den anderen Tag knöpfte er sich Hannes gleich wieder vor:
"Ei Hannes, du kunnst doch werrer so schie geblose, worim hoste da die Nacht su schlecht geblose? Hoste da die naue Zäh net ogehatt?"
"Nä", sagte der Hannes, "der Doktor hot doch gesat, eich soll die Zäh nachts in e Dippche mit Wasser lege." H.H.

Aus:
Heimat an Lahn und Dill
2. Jahrgang
Juni 1972
Nr. 5


Tag und Nacht laufen

Im Krieg 1866 kämpften bekanntlich die Hessen auf österreichischer Seite gegen die Preußen. Nach der Schlacht bei Langensalza, wo sie vernichtend geschlagen worden waren, zogen sie in Eilmärschen zurück.
Ein biederer hessischer Landwehrmann, dem Ursache und Zweck des Eilmarsches nicht klar waren, kam darum seinem Feldwebel mit der unschuldigen Frage: "Herr Feldwebel, hun mer dann eijentlich gewounne, weil mer Toag un Noacht en amfort su laafe musse?"

Aus:
Heimat an Lahn und Dill
Mitte Juni 1973
Nr. 27


Lahnaufwärts

Hannes' Lebensgefährtin ist durch einen tragischen Unfall zu Tode gekommen. Der Hannes hatte kein friedliches Dasein mit ihr führen können, für ihn war die "Gefährtin" immer mit "Gefahr" verbunden gewesen.
Jetzt aber stand er in Gießen auf der Lahnbrücke, hatte eine lange Stange in der Hand, dicke Tränen in den Augen und stocherte im Wasser herum. Da kam einer vorbei, der ihn kannte und fragte ihn teilnahmsvoll: "Na, Hannes, warum heulste dann?"
"Ja, hastes dann net gehört, mei Fraa is doch in Wetzlar ertrunke, un jetzt probier ich, ob ich se net erwische un erausziehe kaa!" Drauf der andere: "Ei Hannes, wenn se doch in Wetzlar ertrunke is, dann mußt de doch in Weilburg suche, die schwimmt doch de Lahn runner!"
Der Hannes aber weiß es besser: "Naa, mei Fraa treibt de Lahn roff, die is ihr Lewe lang en Quertreiber gewese!"

Aus:
Heimat an Lahn und Dill
Mitte November 1973
Nr. 36


Acker oder Sofa?

Als der Hannes es leid war, sich auf einem steinigen Acker jahraus, jahrein zu plagen, machte er kurzen Prozeß. Er verkaufte den Acker und schaffte für den Erlös ein Sofa an. Damals war ein Sofa in einem Westerwälder Bauernhaus noch eine Seltenheit und galt als unnötiger Luxus.
Eines Tages meinte Nachbar Christian: "Wird dir des net emol laad sei, daß dei Acker fortgange es für e Sofa?" Aber der Hannes sagte: "Des glaaw eich net! Waaste, uff dem Acker mußt eich schwer ärwe, awwer uff dem Sofa kann eich schie ausruhe!"


Westerwälder Zwiegespräche

Der Hannes machte Birnen ab im höchsten Baum im Grasgarten. Als er sich oben in der Spitze nach den schönsten Früchten streckte, brach der Ast, auf dem er saß. Hannes fiel herunter, hatte aber Glück, außer ein paar Rissen und Schrammen passierte ihm bei dem tiefen Fall nichts.
Anderntags fragte der Nachbar Christian: "Wej worsch daa, Hannes, wej de vom Baam gefalle bist?"
"Ooch", sagte der Hannes, "wej ich irscht emol durch die Äst woar - da raumts!"

Beim Hannes war das Licht im Schlafzimmer noch lange nicht verlöscht, als draußen am Fenster geklopft wurde. Der Nachbar Christian war es, und es entspann sich folgendes Zwiegespräch:
"Hannes!"
"Ja, woas ess?"
"Schloft ihr schu?"
"Na, noch net!"
"Konnt ihr uns en Laab Bruut leije?"
"Na, mir schloafe schu!"

Beide aus:
Heimat an Lahn und Dill
Mitte Dezember 1973
Nr. 38


Nächtlicher Nebel

Dicker Nebel über dem nächtlichen Lahntal. Ein Autofahrer hängt sich, wie in solchem Falle üblich, dicht an die Schlußlichter des anderen. Der tritt plötzlich auf die Bremse. Es knirscht und bumst, Ende!
Der "Anhänger" wälzt sich voller Wut aus seinem verbeulten Vehikel und fährt den anderen an: "Se Grindkobb Se, warum misse Se aach bremse?"
"Un Se, Se Brudschmaul, was habbe denn Se in meine Garasch zu suche?!"

Aus:
Heimat an Lahn und Dill
Im Februar 1974
Nr. 41


Der Henner und der Heiner

Der Hannes hat seinen Nachbarn, den Heiner, wegen Körperverletzung vor Gericht verklagt. Bei der Vernehmung schildert der Geschlagene zunächst ausführlich den Hergang, wie er von dem Beklagten tätlich angegriffen worden sei und ein paar kräftige Faustschläge bekommen habe. Dann wird der Täter gehört. Der bestreitet ganz energisch, den Kläger auch nur angerührt zu haben. Da ruft dieser erregt: "Herr Richter, der läijt (lügt)!"
Zornig dreht sich der Heiner um und droht voller Wut: "Wann de noch aamoal des sähst, dann haach eich der noch e poar enin, wann der die annern net gelangt hun!"

Aus:
Heimat an Lahn und Dill
Im März 1975
Nr. 54

 

 

Der Trecker
Eine Westerwälder Geschichte

Auch Fortschritt kann Ärger bringen, doch dem Mutigen gehört die Welt - der alte Hannjust Jakob hatte dies erfahren müssen. Sein ganzes Leben hatte er auf dem Hohen Westerwald treu und brav mit seinen Kühen sein Feld bestellt. Doch in unserem fortschrittlichen Zeitalter mußte auch er mitmachen, ob er wollte oder nicht. Obwohl er immer wieder sagte, wenn Bekannte einen Trecker anschafften: "Su e Däjer kimmt mir nett in Stall", konnte er nicht umhin, auch "su eh Biest" anzuschaffen.
Der Enkel hatte die Fahrerei übernommen, langsam hatte auch der Jakob Vertrauen gewonnen, und "dos Odäjer" selbst schon mal gefahren. Es hatte gut geklappt, und so entschloß er sich, ganz allein den großen Acker bei der Hainbuche zu ackern. Die Flugschar stach leicht in den weichen regennassen Ackerboden, und mit einem freudigen Hott, als ob der Trecker es verstanden hätte, ging es flott los. Viel zu schnell jagte er nach Jakobs Meinung über das Feld. Als nun die Ackergrenze immer näherrückte, wurde dem Jakob ganz komisch zu Mute. Zuerst rief er ganz zaghaft ein paarmal: "hü - hü - hü" doch es nützte nichts. Der Trecker ging stur weiter über seinen Acker hinaus auf das andere Feld. Da wurde es dem Jakob doch zu dumm, und er brüllte aus Leibeskräften: "hü - hü - hü - du verdammtes Odäjer wollt dau stieh bleiwe!"
Doch der Trecker reagierte nicht und fuhr mit Jakob obendrauf weiter. Er fuchtelte mit den Armen und schrie sein "Hü" über das Feld. Dabei war er an den Gashebel gekommen, ohne es zu wissen. Der Trecker blieb stehen. Jakob stieg in Schweiß gebadet herunter, ging um sein "Odäjer" herum, klopfte ihm beruhigend auf die Motorhaube, wie bei seiner Kuh auf den Hals, und sagte: "Wer will da aach immer gleich su narrisch sei! Na, wort mol ob, dau sollt den Jakob noch kennelern, aich brenge dich noch dambisch… Wenn mer erst hamfohrn, giehts de Berg nuff, da greje aich dich dro. Aich will derr beweise, daß de mit mir su kaa Sache mache kannst, du Gewerroos!"

Aus:
Land und Leute im Oberlahnkreis
Heimatkundliche Beilage des "Weilburger Tageblatt"
28. Jahrgang
November 1965
Nr. 11


Hannes und Christian

Zwischen Heuernte und Kornschnitt hatten Hannes und Christian die Lieferung einiger Fuhren Lehm an den Maurermeister im Nachbardort übernommen. Der Hannes hackte den Lehm, und der Christian stellte das Fuhrwerk.
Als der Christian am frühen Nachmittag von einer Fahrt zurückkam, lag der Hannes an einer schattigen Stelle der Grube und schlief; die nächste Fuhre Lehm war noch nicht gehackt. Der Christian wurde böse und sparte nicht mit Vorwürfen. Doch der Hannes hatte eine entwaffnende Entschuldigung bereit: "Aich wollt jo aach gornet schloofe - aich wollt noch e schie Steckelche draame!"


Er kennt sich aus

Das Dorf hat einen neuen Lehrer bekommen, der auch den Organistendienst in der Kirche zu versehen hat. Er ist musikalischer als sein Vorgänger und will sich beim ersten Gottesdienst gut einführen. So leitet er das Lied "Komm, heiliger Geist" mit wunderschönen Schnörkeln und Trillitzchen ein, die den Bauersleuten gar nicht schlecht gefallen. Aber den Balgtreter dünkt das unnötige Windverschwendung, und als die Strophe verklungen ist und der Organist noch ein paar Schlußakkorde anfügen will, geht der Orgel auf einmal zischend und mißtönend die Luft aus. Nach dem Gottesdienst sagt der Organist im Tone des Vorwurfs: "Aber, Herr Moll, ich war ja noch gar nicht fertig!"
"Och, Herr Lährer", sagt da der alte Kalkant, "ech weeß doch, wieviel Wend zum heilijen Geist geheert!"


Heitere Heimat

Der alte Michel ist ohne seine Pfeife nicht denkbar, sie ist seine ständige Begleiterin. Als einmal der Herr Pfarrer vorbeikommt und ihn so andächtig auf der Bank vor seinem Haus rauchen sieht, setzt er sich zu ihm.
Selbstzufrieden sagt der Alte: "Ja, ja, mei Fraa un mei Peif - die sein mer es Liebste uff de Welt!" Da will ihn der Pfarrer prüfen und fragt mit freundlich-listigem Lächeln: "Aber wenn es heißen würde, entweder oder, was wäre Ihnen dann lieber?"
Nachdenklich schaut der alte Michel den Pfarrer an, dann huscht ein Schmunzeln über sein faltiges Gesicht: "Dann doch liewer die Peif - bei der kann eich des Mundstück abschauwe, bei meiner Alte awwer nit!"

Alle drei aus:
Land und Leute im Oberlahnkreis
Heimatkundliche Beilage des "Weilburger Tageblatt"
31. Jahrgang
September 1968
Nr. 9


Der Weinkauf

Ein rheinhessischer Bauer kommt eines Tages ins untere Lahntal und steigt in einer Gaststätte ab. Was sein Wunsch sei, fragt ihn der Wirt. Der Bauer erwidert, er wolle Wein kaufen, und stöhnt ob des heißen Tages. Der Wirt hofft auf ein gutes Geschäft, bringt eilfertig Liebfraumilch herbei, Oppenheimer Sackträger, Raumenthaler Wieshell und auch billigen Sauren. Der Bauer hat einen guten Zug. Er nimmt von allen Sorten ein Glas, dann noch eines und hört sich dabei geduldig die Schwänke an, mit denen der Wirt die Proben würzt. "Ihr habt da lauter edle Sorten", meint der Bauer, "alle Achtung!" Der Wirt hält mit seinen Schwänken inne und fragt: "Und von welchem wünscht Ihr zu kaufen?" Bedächtig reibt sich der Bauer die Nase, fragt dann nach der billigsten Sorte und sagt, als der Wirt auf den Sauren weist, mit verschmitztem Gesicht: "So, dann gebt mir von diesem e Viertele!"

Aus:
Land und Leute im Oberlahnkreis
Heimatkundliche Beilage des "Weilburger Tageblatt"
33. Jahrgang
Februar 1970
Nr. 2


Wiederkäuer

Der Gasebitzel ist froh, wenn er etwas geschenkt bekommt. Er hat keine Veranlassung, milde Spenden zurückzuweisen. Bei ihm ist Schmalhans Küchenmeister. Deshalb freut er sich über die Maßen, als ihm der Handroakes erlaubt, einen Korb Äpfel abzutun. Äpfel sind sein Leibgericht, ob sie nun geschnitzelt oder gedörrt, als Schlumpeweckbatsch oder mit Kartoffeln vermengt als "Himmel und Erde" gereicht werden.
Der Gasebitzel macht seinen Korb tüchtig voll, schultert ihn und schickt sich an, den Segen heimzubuckeln. Da kreuzt der Handroakes mit seinem Weibe auf, und letzteres bietet dem Bitzel einen Teller Suppe an. Prima Kartoffelsuppe mit Einlage, er möge nur bei der Oma klopfen, die würde ihn schon tüchtig bewirten. Niemand ist froher als der Bitzel, denn der Dulkes, der bei ihm unter der Wasserbank steht, ist bereits drei Tage alt und schmeckt wie räudiges Leder. Selig schleppt er seinen Korb bis zu Handroakes Haustür, setzt den Messingklöppel in Bewegung und bedeutet der Oma, er wolle den Rest Kartoffelsuppe wegputzen. Die Oma Handroakes füllt einen tiefen Teller bis zum Rand, setzt ihn dem Gasebitzel vor und ergreift ihr Strickzeug, um sich dem tüchtigen Esser direkt gegenüber im Rohrsessel niederzulassen.
Der Gasebitzel ißt wortlos draufzu, wonnig beglückt, daß sich in der Suppe noch ansehnliche Fleischbrocken vorfinden. Plötzlich hat er einen Knorpel im Mund, auf dem er herumkaut, ohne seiner mittels verbliebener vier Zähne Herr zu werden. Er kaut und kaut und wirft den Brocken im Munde hin und her, im stillen die Oma verwünschend, die ihm die Löffel in den Mund zählt und strahlt, als habe er das saftigste Stück Rindfleisch erwischt. Außerdem achtet die Handroakes-Oma auf richtigen Benimm. Der Gasebitzel traut sich folglich nicht, sich des unverdaulichen Knorpels zu entledigen und nimmt bereits Anlauf, das harte, glitschige Ding mit kräftigem Schluck hinabzuwürgen.
Da läßt die Oma das Strickzeug in den Schoß sinken, blickt den Gasebitzel aus kurzsichtigen Augen an und sagt wohlwollend:
"Worre, Bitzel, dau host den Knurwel erwischt! Den speuz dau mol rouig driwwe en de Krobbe! Mach dr naut draus - aich hot den Knurwel aach scho' em Maul gehorrt…"

Aus:
Heimat an Lahn und Dill
1. Jahrgang
Februar 1971
Nr. 2


Die umgefallene Kutsche

In Offdilln (oder in der Nachbarschaft) saß einmal im Jahr 1890 der Wilhelm abends nach Feierabend in der einzigen Gastwirtschaft des Dorfes, hatte die Tageszeitung in der Hand - so, als ob er lesen könnte. Nun war da die Werbeanzeige einer Dillenburger Lebensmittelgroßhandlung zu sehen, mit einem großen Planwagen, zwei Pferden davor und einem geschwungenen Band, auf dem der Wahlspruch der Firma ("Rastlos vorwärts!") stand. Leider hatte aber der Mann die Zeitung verkehrt herum, auf dem Kopf stehend, vor sich. Bald ging die Tür auf, der Jakob kam herein, tat ebenfalls so, als sei er des Lesens kundig, und fragte: "No, Willem, wot gerret da alt Nauet?" Da antwortete der Wilhelm: "Ei no, et err alt e Schees imgefalln!" O.J.

Aus:
Heimat an Lahn und Dill
Anfang März 1973
Nr. 21


Tanzmusik

Das Auto blieb mitten in einem Hinterländer Hessendörfchen stehen. Der Fahrer, ein seriöser Herr, steckte den Kopf unter die Motorhaube und suchte herauszufinden, woran es lag, daß der Wagen nicht mehr fuhr. Seine 20jährige Tochter stelzte derweil in kurzem Rock mit langen Füßen auf der Dorfstraße auf und ab. Aus einem Fenster klang im Radio Tanzmusik. Unwillkürlich verfiel das Mädchen dem Rhythmus und machte tanzend einige Schritte vorwärts, einige Schritte zurück. Mitfühlend sah ihr ein Mütterchen vom Hoftor aus ein Weilchen zu, dann sprach es die Schöne an: "Eich waass, wei das ess, wammer frimd (wenn man fremd) ess. Owwer komme Se nur met, eich weis' Ihne unsern Obritt (WC), dann brauche Se neit su ze heppe en alles verpetze!"

Aus:
Heimat an Lahn und Dill
Mitte März 1973
Nr. 22


Rote Ziegen

Im Dillkreis blüht seit Jahrzehnten in einer ganzen Reihe von Orten im Sommer der Fremdenverkehr. In einem dieser Dörfer konnten ein einheimischer Junge von 5 Jahren und ein gleichaltriger "Kurgast"-Junge recht schnell Freunde werden, obwohl der eine den nassauischen, der andere den Kohlenpott-Slang sprach. Trotzdem ging die Verständigung der beiden ohne größere Schwierigkeiten vonstatten.
Sagte der Hessenbub eines schönen Sommerferientages zu dem Kohlenpott-Knirps: "Komm emol bet ie ojen Stall!"
Als die beiden da hereinstürmten, gab es einen kleinen Aufruhr: Die Hühner stoben davon, die Schweine sprangen grunzend auf, die Kühe drehten ihre Köpfe herum. Jetzt entspann sich zwischen den beiden kleinen Freunden folgendes Gespräch:
"Hot ihr da aach Hojer?"
"Nein, wir haben keine Hühner."
"Hot ihr da e Sau?"
"Nein, wir haben kein Schwein."
"Hot ihr da e Kouh?"
"Nein, wir haben keine Kuh."
"Hot ihr da e Gaaß?"
"Ja, wir haben Gas!"
"Wos es dos da fier e Gaaß?"
"Ruhrgas!"
"On etz hoste geloje, es get ewwerhaupt kä rure Gaaße!"
mm.

Aus:
Heimat an Lahn und Dill
Ende Juli 1973
Nr. 29


Der Grabstein

Zwei Alte auf dem herbstlichen Friedhof eines Hinterländer Dorfes. Sie stehen vor dem Grabstein eines Freundes ihrer Jugend und lesen die Inschrift: "Hier ruht ein ehrsamer, anständiger, charakter- und liebevoller Mann und Vater."
Der eine der Alten zum anderen: "Alo nemm mersch net üwwel, August, aber dees ist doch net recht von de Babett, den Karle in e Massegrab lege zu lasse!"


Ein Buch zu Weihnachten

In einer Buchhandlung in Wetzlar. Ein Herr kommt herein, sieht sich suchend um, wendet sich an den auf ihn zutretenden Buchhändler: "Ich hätte gern ‚Die Leiden des jungen Werther'."
Der Buchhändler: "Welche Ausgabe?"
Der Herr: "Da habbe Se aach recht!"
Und geht wieder.

Beide aus:
Heimat an Lahn und Dill
Anfang Dezember 1973
Nr. 37


Heitere Heimat

Silvesterabend dahinten im Solmseschen. Ein älteres Ehepaar friedlich in der Stube. Er sitzt auf dem Sofa, sie auf dem Stuhl daneben. Er pafft seine Peif und gießt sich hin und wieder einen Klaren ins Glas. Sie zu ihm: "Im neue Jahr soll es aber annersch wern: Du derfst net mehr trinke - und ich, ich gewehn dir das Raache ab!"

Der Hannes hat gefeiert. Im Gasthaus mit den andern, seine Frau ließ er zu Haus. Als er lange nach Mitternacht wankend in die Stube tritt, fährt ihn sein Eheweib an: "Du aal Schlumbel! Deß de mir überhaupt noch ins Gesicht gucke kannst!"
Hannes, ein bißchen stotternd: "Weißt, Babettche - mer gewöhnt sich ebbe an alles!"

Der Hannes kam in diesen Tagen ins Dorfgasthaus, um ein großes Helles zu sich zu nehmen. Der Wirt, beim Einschenken: "Eh ich's vergeß, Hannes, du hast hier noch acht Bier vom vorichte Jahr zu stehe!"
"Schütt se wech, Albert - se sin derweil abgestanne!"

Aus:
Heimat an Lahn und Dill
Ende Januar  1974
Nr. 29


Der Philosoph

In einer dämmerigen Gaststube der Wetzlarer Altstadt. Ein Einsamer an einem Tisch vor einem Glas Äppelwoi, dem soundsovielten. Der Mann brubbelt nachdenklich vor sich hin: "Also ich mecht doch wisse, was denn die Sonn überhaupt zu schaffe hat. Jetzt in der Nacht, wenn mer se brauche dät, läßt se sich net blicke, un am Dag is es sowieso hell…"

Aus:
Heimat an Lahn und Dill
Im Juni 1974
Nr. 45



 



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