Pflanzenwelt in Langenbach +++ Dornige Hauhechel

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Autor Sven Dienstbach

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Dornige Hauhechel     (Onónis spinósa)

Sven Dienstbach

Systematik:

Steckbrief:

Zeigerwerte: (info)

Abteilung:
Spermatophyta (Samenpflanzen)
Unterabteilung:
Angiospermae (Bedecktsamige Pflanzen)
Klasse:
Dicotyledoneae (Zweikeimblättrige Pflanzen)
Unterklasse:
Rosidae (Rosenähnliche)
Ordnung:
Fabales (Schmetterlingsblütige)
Familie:
Fabaceae (Schmetterlingsblütengewächse)
Unterfamilie:
-
Gattung:
Ononis (Windröschen)

Name (dt.): Dornige Hauhechel
andere Namen (dt.):Gewöhnliche Hauhechel, Hechelkraut, Haudorn, Harnkraut, Stachelkraut, Weiberkrieg (weitere siehe Text)
Name (lt.): Onónis spinósa
andere Namen (lat.): -
Familie (dt.): Schmetterlingsblütengewächse
Familie (lat.): Fabáceae
Blütezeit: April - September
Größe: 10 - 100 cm
Giftig: nein
Geschützt: eventuell regional
auf Roter Liste: regional
Verwendung: Zierpflanze, Heilpflanze, Färbepflanze

 
Lichtzahl: 8
Temperaturzahl: 6
Kontinentalitätszahl: 5
Feuchtezahl: 4
Reaktionszahl: 7
Stickstoffzahl: 3
Salzzahl: 1
 


 

Bilder:
(zum Vergrößern bitte anklicken)

 

Gesamtansicht (klicken zum Vergrößern)

Blüte (klicken zum Vergrößern)

Blüte 2 (klicken zum Vergrößern)

Blatt (klicken zum Vergrößern)

 

 

Erkennungsmerkmale:
 
Am Stengel findet man Haare, angeordnet in einer oder in zwei Reihen. Der Stengel weist Dornen auf.


Beschreibung:
 
Ein bis drei rosa-rotviolette, selten auch weiß gefärbte, den Kelch überragende, kurz gestielte Blüten mit 1 bis 2,2 cm Länge stehen an Kurztrieben in den Blattachseln, oft sind sie zu traubigen, dicht-beblätterten Blütenständen vereint. Bei dieser typischen Blüte eines Schmetterlingsblütlers ist die Fahne (oberes Blütenblatt) deutlich länger als Flügel (seitliche Blütenblätter) und Schiffchen (unteres Blütenblatt). Die Fahne ist an der Außenseite leicht drüsig behaart und dunkel streifig geadert. Der Blütenstand läuft nicht in einer Granne aus und der Kelch, dessen Kelchzähne 3 bis 4 mal länger als die Kelchröhre sind, ist viel länger als der Blütenstiel, außerdem ist der Kelch ebenfalls teilweise drüsig behaart. Die 10 Staubblätter sind zu einer Röhre verwachsen. Der Stängel ist aufsteigend bis aufrecht, am Grunde holzig und weist zumindest unten Dornen auf. Er ist mehr oder weniger dicht zottig und meist drüsig behaart und verkahlend. Seitentriebe enden meist in unverzweigten Dornen. Die Blätter sind dreizählig gefiedert, gezähnt, kurz gestielt oder auch sitzend, das mittlere Teilblatt ist mindestens doppelt so lang wie breit mit schmal-elliptischer oder ovaler Form. Die Fiederblättchen sind 1 bis 3 cm lang und entweder kahl oder mehr oder weniger behaart, die oberen Blätter sind meist einfach. Die Nebenblätter sind etwas kürzer oder auch so lang wie der Blattstiel und mehr oder weniger stark gezähnt. Die Zweige sterben im Winter nicht ab, weshalb man auch von einem sogenannten Halbstrauch (holziger Chamaephyt) spricht. Die 3 - 6 mm breiten und 5 - 10 mm langen, eiförmigen und aufgeblasenen Hülsen stehen aufrecht und sind kürzer oder wenig länger als der Kelch. In ihnen findet man zwischen 1 und 4 rundlich-höckerige Samen. Die kräftigen Pfahlwurzeln dieser Art sind bis 50 cm lang.


Standort:
 
Die Dornige Hauhechel findet man auf warmen, mäßig trockenen (oder wechseltrockenen), basenreichen, meist kalkhaltigen, neutral bis milden humosen Lehm und Tonböden. Sie gilt als Magerkeitszeiger und Weideunkraut. Auf eine Düngung, vor allem mit Stickstoffsalzen, reagiert sie empfindlich. Finden kann man sie auf Halbtrockenrasen, an Wegrainen, auf Weiden, an Böschungen und in Moorwiesen. Im höheren Bergland und im Tiefland fehlt sie weithin, sonst zerstreut vorkommend. Das Vorkommen vor allem auf beweideten Flächen könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Dornen einen Fraß durch Weidevieh verhindern, wodurch sich ein Vorteil gegenüber anderen Pflanzen ergeben würde. Die dornigen Büschel sollen beim Weidevieh sogar Fußgeschwüre auslösen können.


Verbreitung:
 
In folgenden Gebieten ist die Pflanze zu finden: Alpen, nördliches Alpenvorland, Süddeutsches Schichtstufenland, zentraleuropäische Mittelgebirgsschwelle, norddeutsches Flachland und Watten- und Marschküste der Nordsee sowie Insel- und Boddenküste Schleswig-Holsteins und Mecklenburgs. Die Dornige Hauhechel kommt in Europa bis in eine Höhe von 1.500 m ü. NN vor, fehlt aber sowohl im Tiefland als auch in höheren Mittelgebirgslagen. Auch in anderen Ländern ist diese Art zu finden, beispielsweise in Dänemark, Luxemburg, Polen, Holland, Belgien, in der Schweiz, Österreich und in der Tschechischen Republik. Außerhalb Europas kann man sie auch in Westasien und Nordafrika finden. Die dornige Hauhechel ist eine indigene, also einheimische Pflanze. Bezüglich ihrer Häufigkeit in Deutschland gilt die Art als verbreitet (zeigt nur regionale Verbreitungslücken).


Wissenswertes:
 
Die Dornige Hauhechel gilt als alte Heilpflanze, sie enthält u. a. Flavonverbindungen und in geringer Menge ätherisches Öl. Alkoholische Auszüge aus dem Wurzelstock haben eine harntreibende Wirkung, der Stoff, der dies bewirkt, ist allerdings noch nicht bekannt. Die Pflanze findet aufgrund ihrer Wirkungen Verwendung bei Nieren- und Blasenleiden, Rheuma und Gicht. Es gibt jedoch noch sehr viele weitere Anwendungsgebiete und Krankheiten, bei denen die Dornige Hauhechel helfen soll, ein kleiner Auszug: Nierengries, Skorbut, Zahnschmerzen, Gelbsucht, Gürtelrose, Husten, Dermatitis, Hysterie, Herpes, Mundgeruch, Harnsteine, etc. Die für die harntriebende Wirkung verantwortlichen Inhaltsstoffe sind derzeit noch unbekannt, die Wirksamkeit wurde jedoch in Tierversuchen bestätigt. Pharmakologisch ist außerdem gezeigt, dass die enthaltenen Isoflavone eine östrogene Aktivität aufweisen. Die schwach harntreibende Wirkung wird wohl bereits seit der Antike genutzt. Schon im 4. Jahrhundert vor Christus wurde die Hauhechel von Theophrast botanisch beschrieben. Bereits Dioskurides und Plinius beschrieben dann die Anwendung gegen Harn- und Steinbeschwerden im 1. Jahrhundert nach Christus. Im Mittelalter häufen sich dann die Hinweise auf die steinverringernde Wirkung, und es treten weitere Anwendungen, wie bspw. gegen Zahnschmerzen, hinzu. Heutzutage dient es vornehmlich zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß und in der Durchspülungstherapie bei Entzündungen der ableitenden Harnwege. Natürlich muss bei einer Behandlung die Flüssigkeitsaufnahme gesteigert werden. Für die Behandlung von Mundgeruch soll es helfen, die jungen Triebe zu essen. Essig, in dem die Pflanzenteile gekocht wurden, soll ebenfalls als Mundwasser helfen oder bei Zahnschmerzen, jedoch soll es gegen Zahnschmerzen bereits helfen, einfach die Blätter längere Zeit im Mund zu behalten.

Die Pflanze enthält fettes und wenig ätherisches Öl, Zucker, Stärke, Gummi, Harz, Carvon, Anethol, Flavonoide, Flavonglykoside, Isoflavonide (z.B. Biochanin A), Orocol, Menthol, Onocerin, Sitosterol, Trifolirhizin, Zitronensäure, Triterpene, Glykoside, Genistein, Cosmosiin, Campesterol, Apigenin, Kaempferol, Ferulsäure, Gallussäure, Hyperosid, Zimtsäure, Luteolin, Gentisinsäure, Myricitrin, Onin, P -Coumarsäure, Ononid, Stigmasterol, Vanillinsäure, Salicylsäure, Quercetin, Vitexin, Cycloartenol, Syringinsäure, Gerbstoffe (z.B. Ononin), Phytosterin und Saponine (sowie eine ganze Reihe weiterer bereits bekannter Inhaltsstoffe). Die starke wassertreibende Wirkung ist zu Beginn der Verwendung am stärksten, man sollte deshalb nach einer Woche eine ebenso lange Pause einlegen. Wird auch verwendet bei Neigung zu Nieren- oder Blasensteinbildung und Harngrieß. Untersuchungen zeigten, dass wohl nur Exemplare eine Wirkung entfalten, welche saponinhaltig sind. Dies wiederum scheint nicht auf alle Hauhechelexemplare zuzutreffen. Außerdem sollte man die Pflanze auch nicht kochen. Die Sammelzeit für das Kraut erstreckt sich zwischen Juni und Juli, für die Wurzeln von September bis November.

Anwendung:

Tee: 2 Teelöffel (2 - 4 g) Hauhechelwurzel werden mit 150 ml kochendem Wasser übergossen, für 30 Minuten warm gehalten und dann abgeseiht. 2 bis 3 mal täglich wird eine Tasse zwischen den Mahlzeiten getrunken. Die Anwendungsdauer beträgt nur einige Tage, da die Wirkung nachlässt, nach einer Pause von mehreren Tagen kann die Anwendung wieder fortgesetzt werden.

Hinweise:

Derzeit sind, bestimmungsgemäßen Gebrauch vorausgesetzt, keine Nebenwirkungen bekannt. Allerdings muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr während der Behandlung geachtet werden (keine Koffeinhaltigen oder alkoholischen Getränke). Bei zu hoher Dosierung kann es zur Hämolyse (Auflösung der roten Blutkörperchen) kommen.

Nicht anwenden bei Wasseransammlungen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit

Die Wurzeln werden gekaut, die Blüten oft zur Dekoration von Salaten verwendet. Junge Sprosse können gekocht und dann genossen werden. Früher wurden die Blüten- und Blattsprosse auch zum Färben der Wolle verwendet, was je nach Vorbehandlung eine schwefelgelbe oder eine grüne Färbung hervorrief. Die Hauhechel gehört zu den "Mondkräutern". So nannte Tabernaemontanus eine Gruppe von Kräutern, die nach seiner Auffassung die Bildung von Silber aus unedlen Erzen begünstigen.

Die Pflanze wird gerne von Bienen besucht und von ihnen befruchtet. Obwohl die Blüten Saftmale ("Färbung" der Blüten, die im UV-Bereich liegt und von Menschen nicht gesehen werden kann, jedoch von Bienen) zeigen, bieten sie nur geringe Mengen an Nektar an und ein mäßiges Angebot an Pollen, dennoch sind Bienen die Hauptbesucher. Interessant ist auch die Befruchtung selbst. Die dornige Hauhechel gehört zu den Pollen-Schmetterlingsblumen und der zugehörige Bestäubungsmechanismus ist eine Zwischenlösung von Pump- und Klappmechanismus. Bei jungen Blüten ist das Schiffchen bis auf eine kleine Öffnung geschlossen, die Ränder sind noch verwachsen (Pumpmechanismus). Werden Flügel und Schiffchen mehrfach herabgedrückt, spaltet sich der obere Rand des Schiffchens. Beim nächsten Insektenbesuch treten dann die Staubblätter und die Narbe hervor und berühren das Insekt, beim Verlassen der Blüte lässt der Druck dann wieder nach und Griffel und Staubblätter werden wieder vom Schiffchen geborgen (Klappmechanismus). Man kann das heraustreten des Pollens sehr schön beobachten, wenn man das Schiffchen z.B. mit einem Stift herunterdrückt. An den Blüten wurden sowohl sogenannte Bauchsammler (z.B. Vertreter der Gattungen der Mauerbienen und Blattschneiderbienen) als auch von Schienensammlern (z.B. die Honigbiene) beobachtet. Mancherorts wird sie als Zierpflanze verwendet. Die Verbreitung der Samen erfolgt sowohl zoochor (Verbreitung der Samen durch Tiere) als auch autochor (durch eigene Kräfte der Pflanze, im einfachsten Falle dem Fallenlassen der Samen).

Der Artname "spinósa" bedeutet "dornig", der Gattungsname "Onónis" leitet sich von dem lateinischen Wort "anonis" ab, was die antike Bezeichnung für die Hauhechel war und wohl auf das griechische "onos" zurückzuführen sein dürfte, was "Esel" bedeutet und wohl auf den unangenehmen Geruch jungen Laubtriebe dieser Pflanze bezogen ist. Es gibt jedoch auch die Theorie, dass der Name aus dem Wort für Esel und dem Wort "oninemi", was "nützlich" bedeutet, zusammengesetzt ist. Demnach wäre die Pflanze nur dem Esel nützlich, der sie als einziger wegen der Dornen fressen könne. Allerdings ist diese Deutung umstritten. Neben den bereits erwähnten deutschen Namen gibt es eine Reihe weiterer deutscher Synonyme für diese Pflanze: Eindorn, Aglakraut, Einhagel, Aglarkraut, Gundeldorn, Hachelkraut, Harnkrautwurzel, Frauenkriegswurzel, Frauenstreit, Eselskraut, Hachelkraut, Hasenblume, Hasenöhrle, Haudornwurzel, Hechelkrautwurzel, Heckelkraut, Heudorn, Heuhechel, Höhldorn, Hofdorn, Hohachel, Lahmdorn, Pflugsterz, Katzenspeer, Listendorn, Ochsenbrech, Ochsenbruch, Ochsenkraut, Schafhechel, Questenkrautwurzel, Questenkraut, Schafhechle, Schmalhef, Stachelkraut, Stachelkrautwurzel, Stallchrut, Stallkrautwurzel, Weiberklatsch, Weiberzorn, Triefkraut, Wetzsteinkraut, Wiwkrut, Witwerdörn, Witschge , Weichsen und List. Die meisten der deutschen Namen lassen einen Bezug zu den Dornen erkennen, einige verweisen aber wohl auf die tiefen Wurzeln und die damit verbundene harte Arbeit beim Jäten (z.B. Pflugsterz, Weiberzorn), wieder andere Namen verweisen auf die harntreibende Wirkung (z.B. Seichkraut). Die übliche Bezeichnung Hauhechel geht wohl darauf zurück, dass die Dornen an eine Hechel erinnern, welche früher bei der Flachsverarbeitung üblich war.

Wie bei vielen anderen Leguminosen auch, bildet die Hauhechel an den Wurzeln kleine knöllchenartige Verdickungen. In diesen befinden sich Bakterien, mit denen die Pflanze eine Symbiose eingeht. Die Bakterien (z.B. Rhizobium spec.) liefern der Hauhechel Stickstoff, den sie aus der Luft gewinnen. Gerade auf stickstoffarmen Stabdorten sichert dies der Pflanzen Vorteile gegenüber anderen Pflanzen. Auch Symbiosen mit Wurzelpilzen sind zu finden.

Die Dornige Hauhechel gliedert sich in mehrere Unterarten, welche teilweise sehr selten sind und in Österreich sogar stellenweise als ausgestorben gelten. Einige dieser Unterarten werden in einigen Bundesländern der BRD als gefährdet eingestuft. In Hessen scheint eine solche Gefährdung nicht vorzuliegen, in Österreich stehen sie aber unter Schutz. Man sollte die Pflanze also im Österreichurlaub stehen lassen. Manchmal wird die Dornige Hauhechel zusammen mit der Kriechenden Hauhechel und der Acker-Hauhechel zur Artengruppe Ononis spinosa agg. zusammengefasst. Die beiden verwandten Arten weisen jedoch dornenlose Stängel auf.

    

(Sven Dienstbach)


(c) 2008 Heimat- und Geschichtsverein, 35789-Weilmünster-Langenbach