Erkennungsmerkmale: Die Blütenkörbchen stehen immer einzeln am Stengel und weisen nur Zungenblüten auf. Die Pflanze enthält Milchsaft, welcher auf der Haut braune Flecken hinterläßt, der Blütenstengel ist blattlos, hohl und entweder kahl oder flockig.
Beschreibung:
Der Löwenzahn besitzt bis fast zum Mittelnerv schrotsägeförmig fiederteilige Blätter mit lanzettlicher Form, welche eine Rosette bilden. Die Wurzel ist fleischig rübenartig, glatt und kann bis in eine Tiefe von 2 m hinabreichen. Am Ende des 20 - 50 cm langen Blütenstengels befindet sich jeweils ein einzelnes
goldgelbes Blütenköpfchen mit einem Durchmesser von 3 - 5 cm, in welchem nur Zungenblüten zu finden sind. Von den unverdickten Hüllblättern sind die Äußeren stets zurückgeschlagen bis abstehend und ohne bzw. nur mit einem schmalen weißen Band, die Inneren sind geringfügig länger. Nach der Blüte bilden sich schirmförmige Flugorgane
aus, an denen die strohfarbenen (selten auch braunen), 10rippigen und lang geschnäbelten Samen (Botanisch gesehen Achänen, also aus einem unterständigen Fruchtknoten hervorgehende Frucht, bei welcher die Samenschale und die Fruchtwand fest miteinander verbunden sind) hängen. Dabei ist der Fruchtschnabel mit mehr als 6 mm Länge mindestens doppelt so lang wie die Frucht. Die konische Spitze der Frucht ist mindestens 0,6 mm lang. Sie bilden zusammen die sogenannte Pusteblume. Die Pappusstrahlen, die in ihrer Gesamtheit das eigentliche Flugorgan bilden, sind weiß und allenfalls kurz gezähnt, meist jedoch einfach.
Standort: Der Löwenzahn wächst auf Wiesen, an Wegrainen, auf Äckern, in Gärten, auf Schuttplätzen, an Wegrändern und auch in lichten Wäldern. Man kann den Löwenzahn
praktisch auf allen Böden antreffen, er fehlt fast auf keinem Standort. Allerdings ist er stickstoffliebend. Die Pflanze ist relativ häufig. Bis in 2.590 m ü. NN.
Verbreitung: In folgenden Gebieten ist die Pflanze zu finden: Alpen, nördliches Alpenvorland, Süddeutsches Schichtstufenland, zentraleuropäische Mittelgebirgsschwelle, norddeutsches Flachland und Watten- und Marschküste der Nordsee sowie Insel- und Boddenküste Schleswig-Holsteins und Mecklenburgs. Allerdings spaltet sich die Gattung Taraxácum sehr stark auf, und man findet in Deutschland je nach Standort unterschiedliche Formen des Löwenzahns. Eine eindeutige Bestimmung ist nur mit Spezialliteratur möglich. Der Löwenzahn ist eine indigene, also einheimische Pflanze.
Wissenswertes: Die Art ist sehr vielgestaltet und noch nicht abschließend systematisch eingeordnet. Die Vielfalt geht darauf zurück, dass die Pflanze normalerweise eine
ungeschlechtliche Bildung der Samen (Apomixie) aufweist. Somit werden Unterschiede (z.B. durch Mutationen) an die nächste Generation weitergegeben und eine Mischung des Erbguts findet nicht statt.
Verwendung findet der Löwenzahn als alte Heilpflanze (worauf bereits der lateinische Name "officinále" hinweist, was "Arznei-" bedeutet, der Ursprung des Gattungsnamens ist unbekannt) gegen Leber und Nierenleiden (franz. Name: pissenlit), sowie gegen Rheuma (längere
Einnahme erforderlich). Auch als Wildgemüse wird er verwendet sowie als Kaffeeersatz. Aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe eignet er sich auch bei Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit und zur Förderung des Gallenflusses. Die mild abführende und wassertreibende Wirkung beruht vermutlich auf dem hohen Kaliumgehalt. Die verschiedenen Kleinarten (etwa 140!) des Löwenzahns sind alle in gleicher Weise zu verwenden. Kinder basteln durch Ineinanderstecken der Blütenstengel oft lange Ketten (daher
der Name "Kettenblume") und Kränze. Gerade bei kleinen Kindern sollte man aber etwas aufpassen: Der enthaltene Bitterstoff soll schwach giftig sein, es wird von Vergiftungen berichtet, die nach Aussaugen des Milchsaftes aus Blütenstengeln entstanden sein sollen.
Der Löwenzahn wurzelt z. T. sehr tief (bis 2 m) und gilt als ausgesprochene Pionierpflanze. Die Befruchtung (sofern nicht Apomixie) erfolgt über Insekten (vor allem Bienenweide), die Ausbreitung der Samen erfolgt
endozoochor (Ausbreitung von Samen durch Tiere über ihre Nahrung), epizoochor (Ausbreitung durch Anhaften der Samen an Tier und Mensch), anemochor (Ausbreitung der Samen durch den Wind), hemerochor (Ausbreitung in Kulturfolge des Menschen) oder stomatochor (Ausbreitung durch Nahrungseintrag von Ameisen). Die gelben Blüten sind nur bei Sonnenschein geöffnet. Der Löwenzahn ist eine ausdauernde Pflanze (ist mehrjährig und blüht in seinem Leben mehrfach) mit der Lebensform eines Hemikryptophyten.
Die Erneuerungsknospen liegen bei diesen Staudenpflanzen dicht unter der Erdoberfläche, aus ihnen treibt der Löwenzahn nach dem Winter erneut aus. Auch in Legenden taucht der Löwenzahn auf, z.B. in einem Gespräch der heiligen Elisabeth mit ihrer Base, der Heiligen Maria, über die unbefleckte Empfängnis: Ein Tropfen Menstruationsblut der Mutter Gottes sei auf eine grüne Löwenzahnrosette gefallen. Seither sei sehr oft eines der Blätter des Löwenzahns rötlich gefärbt. Im Standardwerk "Die
Pflanzen der mittelalterlichen Tafelmalerei" von Lottlisa Behling handelt es sich beim Löwenzahn um eine Maria symbolisierende Pflanze. Die alte Bezeichnung "Dens leonis" (=Löwenzahn) läßt noch weitere Deutungen zu. Die Pflanze des Löwen gehörte demnach Christus, der am Kreuz mit dem Löwen verglichen wurde. Der Milchsaft soll dabei das Symbol für das vergossene Blut Jesu sein und damit auch Sinnbild der christlichen Passion.
Wer Löwenzahn verwenden möchte:
Die vor der Blüte gesammelte Wurzel kann gekocht genossen werden, man kann sie aber auch rösten und nach anschließendem zermahlen als Kaffeeersatz verwenden, ähnlich wie die Wegwarte. Die im Frühjahr bis Mai geschnittenen jungen Blätter werden oft für einen herzhaft schmeckenden Salat verwendet. Für
die Herstellung eines Tees: 1 - 2 Teelöffel Löwenzahnkraut mit Wurzel werden in 150 ml Wasser aufgekocht und nach etwa 15 Minuten abgeseiht. Dann morgens und abends jeweils eine Tasse frisch zubereiteten Tee trinken. Die Gesamtdauer der Einnahme sollte 4 - 6 Wochen nicht überschreiten. Als Reservestoff enthält die Pflanze das Kohlenhydrat (Zucker) Inulin und kann, da für Diabetiker bekömmlicher, als Diätkost verwendet werden.
Weitere Inhaltsstoffe der Pflanze haben eine harntreibende Wirkung. Beim Sammeln und Zubereiten an den Fuchsbandwurm denken!
Inhaltsstoffe:
Taraxacin (am meisten im September), Taraxanthin, Laevulin (am meisten im Oktober), andere Carotinoide, Cholin, Stärke (verwandelt sich bei längerer
Lagerung in Fruchtzucker), Saponin, Wachs, Eiweiß, Zucker, Inulin (am meisten im August) Blätter enthalten viele Vitamine, Kieselsäure und Spurenelemente Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind keine Risiken und Nebenwirkungen bekannt.
Hinweise:
Bei empfindlichen Personen kann der
Milchsaft (vor allem im Stengel der frischen Pflanze enthalten) zu Allergien führen Bei Gallensteinleiden ist vor Anwendung die Rücksprache mit dem Arzt erforderlich! Durch die Förderung der Magen- und Gallensekretion können bei empfindlichen Personen Magenbeschwerden ausgelöst werden. Bei einem Verschluss der Gallenwege oder Darmverschluss (Ileus) sowie bei bakteriellen Gallenblasenentzündungen (Gallenblasenempyem) verbietet sich die Verwendung von Löwenzahn wegen der möglichen
Auslösung von Koliken.
(Sven Dienstbach) auf die jeweiligen Bilder klicken zum Vergrößern
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