Pflanzenwelt in Langenbach +++ Gewöhnliche Zaunwinde

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Gewöhnliche Zaunwinde     (Calystégia sépium)

Sven Dienstbach

Systematik:

Steckbrief:

Zeigerwerte: (info)

Abteilung:
Spermatophyta (Samenpflanzen)
Unterabteilung:
Angiospermae (Bedecktsamige Pflanzen)
Klasse:
Dicotyledoneae (Zweikeimblättrige Pflanzen)
Unterklasse:
Asteridae (Asternähnliche) 
Ordnung:
Polemoniales (Himmelsleiterartige Pflanzen)
Familie:
Convolvulaceae (Windengewächse)
Unterfamilie:
-
Gattung:
Calystegia (Zaunwinde)

Name (dt.): Gewöhnliche Zaunwinde
andere Namen (dt.): Ufer-Zaunwinde, Zaun-Winde, Teufelsdarm, Feldwindling
Name (lat.): Calystégia sépium
andere Namen (lat.): Convólvulus sépium
Familie (dt.): Windengewächse
Familie (lat.): Convólvulaceae
Blütezeit: Juni - Oktober
Größe: 100 - 300 cm
Giftig: ja, schwach giftig
Geschützt: nein
auf Roter Liste: nein
Verwendung:  Heilpflanze, Zierpflanze

 
Lichtzahl: 8
Temperaturzahl: 6
Kontinentalitätszahl: 5
Feuchtezahl: 6
Reaktionszahl: 7
Stickstoffzahl: 9
Salzzahl: 0
 


 

Bilder:
(zum Vergrößern bitte anklicken)

 

Gesamtansicht (klicken zum Vergrößern)
Blüte (klicken zum Vergrößern)
Blüte (klicken zum Vergrößern) Blatt (klicken zum Vergrößern)

 

 

Erkennungsmerkmale:
 
Die geruchlose Blüte weist keine rötlichen Streifen auf und steht in den Blattachseln der Pflanze. Der Kelch wird von großen Vorblättern umgeben.


Beschreibung:
 
Der rundliche Stängel der Gewöhnlichen Zaunwinde ist kahl, linkswindend und kann eine Länge von bis zu 3 m erreichen, bei fehlender Rankmöglichkeit ist der Stängel kriechend.. Je nach Unterart kann er behaart oder kahl sein, am Grund können sich außerdem Ausläufer bilden. Die nicht-fleischigen, wechselständigen Blätter besitzen etwa 5 cm lange Blattstiele und sind mehr oder weniger pfeilförmig. Sie erreichen eine Länge von 8 - 15 cm, die Buchten der Blätter sind zu beiden Seiten des Blattstiels spitz. Der Blütenstiel ist schmal geflügelt und die herzförmigen Vorblätter der Blüte sind nicht ausgesackt. Sie sind 1 - 3 cm lang und 0,5 - 2 cm breit, mehr oder weniger flach und fast doppelt so lang wie die Kelchblätter. Meist sind sie spitz, eher selten aber auch stumpf, ebenso überlappen sie sich in der Regel nicht oder nur gering. Die weiß, weiß-rosa oder auch rötlich gefärbte Blütenkrone aus verwachsenen Blütenkronblättern weist eine Länge von 3,5 - 5 cm, selten bis 5,5 cm und einen Durchmesser von 2,5 - 4 cm auf und enthält neben den 1,5 - 2,5 cm (selten 3 cm) langen Staubblättern, welche kürzer als der Griffel sind, noch die 4 6,5 mm langen Staubbeutel. Auf den Staubblättern findet man bis über die Mitte kurze Drüsen von in der Regel 17 - 23 mm Länge. Die Blüten stehen dabei einzeln in den Blattachseln auf 1 - 4 cm langen Blütenstielen. Als Samen werden rundliche einfächerige (am Grund selten auch zweifächerige) Kapseln gebildet, welche meist 4, manchmal aber auch nur 3 Samen enthalten. Diese sind ca. 5 mm lang, schwarz gefärbt mit einem hellen Nabel und eiförmig, außerdem rau und kantig. Die Samenkapsel wird von den Vorblättern eingehüllt. Die fleischigen weißlichen Rhizomwurzeln können sich sehr weit durchs Erdreich bewegen und so zur Verbreitung der Art beitragen. Sie reichen bis zu 70 cm tief.


Standort:
 
Die Gewöhnliche Zaunwinde wächst bevorzugt auf frischen bis feuchten, nährstoff- und basenreichen, mäßig sauren bis milden Ton- und Lehmböden und gilt als etwas wärmeliebende Pflanze. Aufgrund dieser Bedürfnisse findet man sie in staudenreichen Unkrautfluren, an Ufern, an Zäunen, Wegrändern, in Schilf- und Seggen-Verlandungsgesellschaften sowie im Saum von Auenwäldern und Auengebüsch, aber auch in Gärten, an Waldrändern und in feuchten Gebüschen. Bezüglich ihrer Häufigkeit zeigt diese Pflanze nur regionale Verbreitungslücken und gilt somit als verbreitet. Zu finden ist sie eher in der Ebene und in mittleren Gebirgslagen, in den Alpen findet man sie bis in eine Höhe von 750 m ü. NN.


Verbreitung und Schutz:
 
Die Gewöhnliche Zaunwinde ist in folgenden Gebieten anzutreffen: Alpen, nördliches Alpenvorland, Süddeutsches Schichtstufenland, zentraleuropäische Mittelgebirgsschwelle, norddeutsches Flachland und Watten- und Marschküste der Nordsee sowie Insel- und Boddenküste Schleswig-Holsteins und Mecklenburgs. Die Unterart Calystégia sépium ssp. sépium ist hingegen nur im norddeutschen Flachland und der Watten- und Marschküste der Nordsee sowie der Insel- und Boddenküste Schleswig-Holsteins und Mecklenburgs zu finden. In Deutschland gilt die Pflanze als indigene, also einheimische Art die nur regionale Verbreitungslücken zeigt. Die Zaun-Winde ist auch außerhalb von Deutschland anzutreffen, bspw. in Dänemark, Österreich, Schweiz, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Polen, Frankreich, Italien und in der Tschechischen Republik. Die ursprüngliche Verbreitung wird mit eurassubozean-submediterran (Massenverbreitung hauptsächlich im europäischen Westen, aber auch im asiatischen Teil nicht fehlend, sowie Verbreitungsschwerpunkt im nordmediterranen Flaumeichengebiet) angegeben, heutzutage ist diese Pflanze aber weltweit verbreitet. In Bezug auf die Klimazone findet man die Art antarktisch und austral, sowie meridional bis nördlich temperat, sie ist circumpolar verbreitet (auf allen Kontinenten einer Klimazone). Die Pflanze ist außerdem urbanoneutral (neutral gegenüber Städten). Aufgrund ihrer Verbreitung gilt sie als Convolvuletalia-Ordnungs-Charakterart.

In Deutschland gilt Calystégia sépium in allen Bundesländern als ungefährdet. Die Pflanze ist daher auch weder durch die Bundesartenschutzverordnung noch durch die FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat-Richtline) besonders geschützt. Weiterhin handelt es sich bei der Gewöhnlichen Zaunwinde nicht um eine nach Washingtoner Artenschutzabkommen (in der EU durch die CITES-Verordnung umgesetzt) geschützte Art, ebenso wird sie nicht durch die Berner Konvention erfasst. Weder in der Roten Liste von Hessen noch in der Roten Liste der gilt sie als gefährdet.

Wissenswertes:
 
Die Pflanze zeigt die Lebensform eines Geophyten (Pflanzen die aus unterirdischen Speicherorganen austreiben) genauer als Hemikryptophyt (Staudenpflanze mit dicht unter der Erdoberfläche liegenden Erneuerungsknospen), sie ist somit sommergrün und gilt weiterhin als ausdauernde Pflanze, was bedeutet dass sie mehrere Jahre lang lebt und mehrmals im Leben blüht. Für die Bestäubung sind vor allem Nachtfalter verantwortlich, welche durch ihren langen Rüssel leicht in den Blütentrichter, der aus miteinander verwachsenen Blütenkronblättern besteht, gelangen. Tagsüber wird die Blüte nur selten von Insekten (Apoiden und Zweiflügler) besucht . Die Blütenformel ist *K(5) C(5) A5 G(4-2) oberständig. Die Blüten gehören zu den größten unserer Flora, der Nektar ist schwer zugänglich und wird von ringförmig den Fruchtknoten umgebenden Nektarien abgegeben. Der Hauptbestäuber ist der Windenschwärmer (Herse convolvuli), dessen Verbreitung praktisch mit der Verbreitung der Gewöhnlichen Zaunwinde übereinstimmt, die Schmetterlingsart Orthonama obstipata verdankt ihren deutschen Namen "Uferwinden-Blattspanner" ebenfalls dieser Pflanze, jedoch ernährt sie sich nicht vom Nektar, sondern die Raupen fressen an dieser Pflanze. Auch andere Raupen sind beim Fressen der Pflanze zu beobachten, zu erwähnen wäre noch die Trauer- oder Windeneule (Aedia funesta), da sie sich monophag (nur von einer Wirtspflanze oder in einigen Fällen noch von sehr nah verwandten Arten dieser Wirtspflanze) ernährt, für diese Art ist somit die Ufer-Winde sehr wichtig fürs Überleben. Zusätzlich ist auch eine Selbstbestäubung beispielsweise durch pollenfressende Blütenbesucher möglich. Die Blüten stellen nektarführende homogame Trichterblüten dar und bleiben nachts geöffnet, sie schließen sich aber bei trübem Wetter und Regen. Die Pollen sind weiß gefärbt, das Angebot an Pollen und Nektar wird als mäßig eingestuft. Die Ausbreitung der Samen erfolgt autochor (Ausbreitung der Samen über eigene Mechanismen der Pflanzen), zusätzlich kann eine Ausbreitung durch das kriechende Rhizom erfolgen. Dadurch kann bei der Gartenarbeit durch zerhacken des Rhizoms sehr leicht eine Plage entstehen. Um eine befallenes Beet wirksam zu reinigen, bleibt entweder der Griff zu starken Spitzmitteln wie Glyphosat, oder aber man deckt das Beet 1 Jahr lang absolut lichtdicht ab . Auch bei der Verwendung von Glyphosat muss der richtige Zeitpunkt gewählt werden, damit die Wurzeln nicht überleben und die Pflanze aus diesen erneut austreibt. Die Samenkapseln springen mit Längsrissen auf, die Samen werden dabei entweder vom Wind ausgeschüttelt oder aber bei Überschwemmungen ausgespült, eine Schwimmausbreitung ist somit möglich und die Schwimmdauer wird mit 33 Monaten angegeben. Als Reifezeit der Samen gilt der Zeitraum von Juli bis September. Die Samen sind auch nach 30 Jahren noch keimfähig.

Das Umwickeln einer Rankhilfe (z.B. Zäune, andere Pflanzen) erfolgt gegen den Uhrzeigersinn, es handelt sich also um einen sogenannten Linkswinder. Die Suchbewegungen der Ranken dauert etwa 1h 45 min. Sobald eine passende Rankhilfe gefunden ist, wird durch ein verstärktes Wachstum auf der Außenseite die Stütze umschlungen. Die Blätter werden zur optimalen Lichtausnutzung zum Licht ausgerichtet.

Früher wurde die Pflanze als Abführmittel verwendet. Teilweise wurde sich auch zum Begrünen von Gartenzäunen verwendet, jedoch kann sie, wie bereits erwähnt, im Garten sehr schnell lästig werden. Aufgrund der enthaltenen Harzglykoside und Lysergsäurealkaloide gilt sie als schwach giftig. Die Giftstoffe finden sich in der ganzen Pflanze, jedoch wohl hauptsächlich in den Wurzeln. Typische Symptome bei Vergiftung sind Durchfälle, insgesamt ist die Pflanze aber nur schwach giftig. Lysergsäurealkaloide findet man auch im Mutterkorn, sie sind mit dem LSD verwandt. Unsere einheimischen Vetreter dieser Gattung weisen aber nur geringe Mengen dieser Lysergsäurealkaloide auf, verglichen bspw. mit einigen südamerikanischen Arten. Zu den enthaltenen psychoaktiven Alkaloiden gehören bspw. Tropin, Tropinon; Hygrin und Cuskohygrin. Weiterhin enthält die Pflanze Flavonoide, Tannine, verschiedene Gerbstoffe und Glykoretine. Die Art enthält außerdem Calystegine, dies sind polyhydroxylierte Nortropan-Alkaloide. Calystegin A3 und B2 kommen dabei in allen Pflanzenorganen vor. Neben der abführenden Wirkung soll sie auch gallenflussanregend sein und wird in der Pflanzenheilkunde daher auch bei Leberbeschwerden angewandt. Verwendet werden die Blätter, welche von Juni bis September gesammelt und schonend getrocknet werden, sowie die getrockneten Wurzeln. Die Anwendung erfolgt ausschließlich innerlich, beispielsweise kann aus den Blättern ein abführend wirkender Tee hergestellt werden.

             

Der Gattungsname "Calystégia" leitet sich ab vom lateinischen "calyx", was Blütenkelch bedeutet, sowie dem griechischen "stege", was Bedeckung bedeutet. Dies bezieht sich auf die Bedeckung des Blütenkelches durch die Vorblätter, was außerdem ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal von Winden der Gattung Convólvulus darstellt. Der Zusatz "sépium" bezieht sich auf den bevorzugten Standort der Pflanze und ist der Genitiv Plural von "saepes" ist lateinisch und bedeutet "Zaun" oder "Umzäunung". In Deutschland werden zwei Unterarten unterschieden: Calystégia sépium ssp. sépium (Gewöhnliche Zaunwinde) und ssp. báltica (Rosablütige Zaunwinde). Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist dabei die Blütenfarbe. Beim gezeigten Exemplar aus Langenbach handelt es sich wohl um ssp. sépium.

(Sven Dienstbach) 
 


(c) 2008 Heimat- und Geschichtsverein, 35789-Weilmünster-Langenbach