Pflanzenwelt in Langenbach +++ Gemeiner Rainfarn

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Autor Sven Dienstbach

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Gemeiner Rainfarn     (Tanacétum vulgáre)

Sven Dienstbach

Systematik:

Steckbrief:

Zeigerwerte: (info)

Abteilung:
Spermatophyta (Samenpflanzen)
Unterabteilung:
Angiospermae (Bedecktsamige Pflanzen)
Klasse:
Dicotyledoneae (Zweikeimblättrige Pflanzen)
Unterklasse:
Asteridae (Asternähnliche) 
Ordnung:
Asterales (Asternartige Pflanzen)
Familie:
Asteraceae (Köpfchenblüter)
Unterfamilie:
Asteroideae (Röhrenblütige)
Gattung:
Tanacetum (Straußmargerite)

Name (dt.): Gemeiner Rainfarn
andere Namen (dt.): Wurmkraut, Milchkraut, Drusenkrud, Regenfarn, Pompelblume, Strahlenlose Wucherblume
Name (lt.): Tanacétum vulgáre
andere Namen (lat.): Chrysánthemum
vulgáre
Familie (dt.): Korbblütengewächse
Familie (lat.): Asteráceae
Blütezeit: Juli - September
Größe: 60 - 130 cm
Giftig: ja
Geschützt: nein
auf Roter Liste: nein
Verwendung: Heilpflanze, Färbepflanze, Zierpflanze

 
Lichtzahl: 8
Temperaturzahl: 6
Kontinentalitätszahl: 4
Feuchtezahl: 5
Reaktionszahl: 8
Stickstoffzahl: 5
Salzzahl: 0
 


 

Bilder:
(zum Vergrößern bitte anklicken)

 

Gesamtansicht (klicken zum Vergrößern)
Blüte (klicken zum Vergrößern)
Blatt (klicken zum Vergrößern)

 

 

Erkennungsmerkmale:
 
Die Blütenkörbchen (bestehen aus mehreren Einzelblüten) sind halbkugelförmig. An den Blüten am Rand kann man manchmal auch noch etwas längere Blütenzungen (ähnlich zur Sonnenblume: Die gelben Blütenblätter der Sonnenblume sind ebenfalls verlängerte Blütenzungen, allerdings sehr stark ausgeprägt) finden. Die meist zu mehreren, starr aufrecht stehenden und kantigen Stängel sind dicht beblättert und oft purpurbraun überlaufen. Die herb riechende Pflanze ist fast kahl.


Beschreibung:
 
Die dunkelgrünen Blätter des Rainfarns sind bis 20 cm lang, fein drüsig punktiert und 1-2-fach fiederspaltig mit (7-)8-12(-15) Paar länglich-lanzettlichen und eingeschnitten-gesägten Fiedern. Die Form der Blätter erinnert an einen Farn (daher teilweise auch der Name!). Während die unteren Blätter gestielt sind, findet man die oberen Blätter sitzend vor. Die Rhachis ist gezähnt. Die gelben Blütenköpfchen (Durchmesser 7 -12 mm) stehen in einer flachen und dichten Schirmrispe. Die ganze Pflanze riecht herb, jedoch duftet die Blüte selbst nicht. Dem Fruchtknoten fehlt eine Haarkrone, alle Blüten sind röhrenförmig (wobei das, was man im allgemeinen als Blüte bezeichnen würde, tatsächlich aus vielen kleinen Einzelblüten besteht, ähnlich wie bei der Sonnenblume, die in die gleiche Familie gehört) und haben sitzende Drüsen. Eine einzelne Körbchenblüte besteht aus etwa 100 kleinen Einzelblüten, welche alle zwittrig sind An den Blüten findet man hellgrüne, kahle Hüllblätter, wobei die äußeren Hüllblätter an der Spitze einen Hautrand haben. Als Früchte findet man 1,2 bis 1,8 mm lange, verkehrt-eiförmige, 5-rippige sogenannte Achäne (Schließfrucht bei der Frucht- und Samenschale miteinander verwachsen sind) mit einem 0,2 - 04 mm langen krönchenförmigen Saum (Flugapparat wie bei der Pusteblume).


Standort:
 
Die Pflanze liebt nährstoffreiche Lehmböden. Man findet sie oft an Wegen (daher der Name "Rain"farn), Schuttplätzen, Bahndämmen, Waldrändern, Gebüschen und auf Kahlschlägen. Die Pflanze ist relativ häufig und steht in Deutschland nicht unter besonderem Schutz. Bis in eine Höhe von 1.200m ü. NN.


Verbreitung und Schutz:
 
In folgenden Gebieten ist die Pflanze zu finden: Alpen, nördliches Alpenvorland, Süddeutsches Schichtstufenland, zentraleuropäische Mittelgebirgsschwelle, norddeutsches Flachland und Watten- und Marschküste der Nordsee sowie Insel- und Boddenküste Schleswig-Holsteins und Mecklenburgs. Die Sippe zeigt nur regionale Verbreitungslücken. Bezüglich des Status ist noch strittig, ob der Rainfarn eine indigene (also einheimische) Ar ist oder ein Archaeophyt (in vorgeschichtlicher und historischer Zeit bis 1500 eingewandert und seitdem eingebürgert). Die Geamtverbeitung erstreckt sich auf Europa (z.B. Dänemark, Niederlande, Österreich, Belgien, Schweiz. Tschechische Republik und Polen) und Asien. Bezüglich der Klimazone findet man den Rainfarn meridional bis boreal, die Art bevorzugt die planar-colline Höhenstufe (Flach- und Hügelland) oder verhält sich indifferent. Hauptsächlich kommt der Rainfarn in nährstoffreichen Stauden- und ausdauernden Unkrautfluren vor. In Bezug auf die Urbanität gilt er als mäßig urbanophil (vorwiegend in Städten).

Sowohl auf der Roten Liste Hessens als auch in der Roten Liste der BRD wird die Art als nicht gefährdet eingestuft. Weiterhin ist sie nicht Bestandteil der Berner Konvention, der FFH-Richtline (Flora-Fauna-Habitat-Richlinie), der Bundesartenschutzverordnung oder CITES (EU-Verordnung zur Umsetzung des Washingtoner Artenschutzabkommens).


Wissenswertes:
 
Die Blüte duftet zwar nicht, jedoch enthält die Pflanze neben Bitterstoffen auch ätherische Öle. Zerreibt man die Blütenköpfchen mit den Fingern, kann man diese ätherischen (leicht flüchtigen) Öle deutlich riechen. Der Gattungsname stammt zum einen vom Standort der Pflanze (Wegraine), zum anderen beruht er auf der Ähnlichkeit der Blätter mit den Blättern von Farnen. Allerdings könnte der Name auch darauf beruhen, dass der Rainfarn als Wurmmittel verwendet wurde, ähnlich dem Wurmfarn (Dryopteris filix-mas). Der Artname "vulgáre" bedeutet "Gewöhnlich". Der Gattungsname des Synonyms "Chrysánthemum" ist griechischen Ursprungs und bedeutet "goldgelb blühende(s) Blume/Kraut" (chrysos = Gold; ánthemon = Blume, blühendes Kraut).

Die Pflanze diente früher als Färbepflanze. Heute wird sie mancherorts sogar als Zierpflanze angepflanzt. Trotz der Giftigkeit ist die Pflanze bedingt essbar (richtige Zubereitung vorausgesetzt) und eine alte Heilpflanze. Darauf deutet auch der zweite deutsche Name "Wurmfarn" hin. Der Rainfarn wird in der Naturheilkunde als Wurmmittel, Mottenkraut und gegen Verdauungsstörungen verwendet. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war der Rainfarn eine beliebte Gartenzierpflanze. Auch ein Kräuterlikör wird aus der Pflanze gewonnen.

Die frühere Verwendung als Wurmmittel gilt aufgrund der Giftigkeit als überholt. Auch von der damaligen Verwendung als Abtreibungsmittel muss dringend abgeraten werden. Harmlosere Verwendungsmöglichkeiten bieten sich zum Beispiel bei der Vertreibung von Insekten (Strauß getrockneter Pflanze ins Zimmer hängen oder speziell gegen Flöhe eingenäht in ein Katzen- oder Hundekissen). Durch Waschen mit Rainfarn-Tee sollen Flöhe und Läuse entfernt werden, und ein Absud wirkt gegen zahlreiche Pflanzenschädlinge. Weiterhin wurde er wohl als Bier- und Backwürze verwendet.

Für einen Sud zur Schädlingsbekämpfung werden 500 g frischer und blühender Rainfarn in 10 Liter Wasser angesetzt, aufgekocht, 5 - 15 Minuten ziehen gelassen und dann die (abgekühlte) Flüssigkeit mit einer Gießkanne auf der befallenen Pflanze verteilt. Helfen soll dies gegen den Erdbeerblütenstecher, Blattläuse, Milben, Himbeerkäfer, Lauchmotten, Raupen und Blattwespen, aber auch gegen Rostpilze und Mehltau.
Für einen Tee wird ein Teelöffel voll des getrockneten Krautes mit einer Tasse siedendem Wasser überbrüht und nach 15 Minuten ziehen abgeseiht. Und noch mal, ganz wichtig: Nur äußerlich anwenden, die Pflanze ist giftig und kann sogar zum Tode führen.

Als Hauptwirkstoffe findet man im ätherischen Öl die Stoffe Thujon (darauf beruht vor allem die Giftigkeit bei einer Überdosierung, Thujon war auch der Grund, warum Absinth zeitweise verboten wurde und die heute wieder freigegebenen Absinthe einen bestimmten Anteil an Thujon nicht überschreiten dürfen), Thujylakohol, Thymol (wurde von den Ägyptern mit anderen Stoffen zur Konservierung der Mumien verwendet), Chamazulen (blauviolettes Öl, wirkt entzündungshemmend und ist auch in Kamille enthalten), Borneol, L-Campher, Flavonoide und Sesquiterpenlactone. Da die Inhaltsstoffe in ihrer Menge variieren, unterscheidet man auch verschiedene Dufttypen. Beim Menschen sind Vergiftungen nach der Verwendung des Rainfarns als Wurmmittel, zur Epilepsiebehandlung und für Schwangerschaftsabbrüche bekannt und beschrieben. Zwischen 1 und 3,5 Stunden nach der Einnahme kann vor allem durch Leber- und Nierenschädigungen der Tod durch Kreislauf- und Atemstillstand eintreten. Die tödliche Dosis an ätherischem Öl beträgt beim Menschen zwischen 15 und 30 g. Aufgrund seiner Giftigkeit wird der Rainfarn auch von Tieren weitgehend gemieden, was wohl auch Sinn und Zweck der Gifte sein dürfte. Wird er von Rindern gefressen, zeigen sie als Symptome Benommenheit, Erblindung, Taumeln, Nieren- und Leberschädigung sowie Schleimhautreizung. Außerdem nimmt die Milch einen intensiv-herben Geruch an und schmeckt auch bitter.



Die Befruchtung des Rainfarns erfolgt über den reichen Besuch von Insekten. Die Blüten sind proterogyn (vorweiblich, die weiblichen Blütenorgane reifen vor den männlichen Blütenteilen). Die Ausbreitung erfolgt hemerochor (Ausbreitung in Kulturfolge über den Menschen z.B. mit der Aussaat von Getreide) und als Gartenflüchtling. Der Rainfarn weist die Lebensform eines Hemikryptophyten (Staudenpflanze, deren Erneuerungsknospen dicht unter der Erdoberfläche liegt) auf. Der Rainfarn ist sommergrün, die Blühphase liegt im Hochsommer.

(Sven Dienstbach) 


(c) 2008 Heimat- und Geschichtsverein, 35789-Weilmünster-Langenbach