Pflanzenwelt in Langenbach +++ Gemeine Wegwarte

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Autor Sven Dienstbach

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Gemeine Wegwarte     (Cichórium íntybus)

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Erkennungsmerkmale:
 
Die Blüten der Wegwarte stehen in großen Körbchen und man findet nur Zungenblüten. Der Fruchtknoten weist meist keine deutlich sichtbare Haarkrone auf, der Stengel ist stark ästig.


Beschreibung:
 
Der Stengel ist sparrig-ästig verzweigt. Die unteren Blätter schrotsägeförmig bis buchtig fiederlappig, die oberen Blätter sind hingegen länglich-lanzettlich mit breitem Grund und umfassen beinahe den gesamten Stengel. Die Blätter sind zumindest unterseits an den Blattnerven borstlich behaart. Die Blüte besteht komplett aus Zungenblüten, welche in der Regel hellblau, selten aber auch weiß gefärbt sind. Die mehr oder weniger kantigen und eilänglich geformten Samen sind sogenannte Achänen (aus einem unterständigen Fruchtknoten hervorgehende Frucht, bei welcher die Fruchtwand und die Samenschale miteinander fest verbunden sind) und tragen nur einen schwach ausgebildeten Pappus (Quasi wie die Pusteblume beim Löwenzahn, in diesem Falle jedoch deutlich kleiner und unscheinbar, ein Pappus tritt in dieser Familie bei vielen Arten auf.), welcher aus kurzen und relativ unscheinbaren Schüppchen gebildet wird.


Standort:
 
Die Wegwarte wächst auf verschiedenen Böden, ist jedoch stickstoffliebend. Man findet sie an Wegen, auf Schuttplätzen, Bahnschotter, Wegrainen, selten auch auf oder an Äckern. Die Pflanze ist sehr häufig. Bis in 1.500 m ü. NN.


Verbreitung:
 
In folgenden Gebieten ist die Pflanze zu finden: Alpen, nördliches Alpenvorland, Süddeutsches Schichtstufenland, zentraleuropäische Mittelgebirgsschwelle, norddeutsches Flachland und Watten- und Marschküste der Nordsee sowie Insel- und Boddenküste Schleswig-Holsteins und Mecklenburgs. Die Wegwarte ist ein sogenannter Archaeophyt. Dazu gehören Pflanzen, die in vorgeschichtlicher und historischer Zeit bis 1500 eingewandert sind und sich eingebürgert haben.


Wissenswertes:
 
Die Blüten der Wegwarte öffnen sich morgens etwa um 6 Uhr und schließen sich gegen 12 Uhr (allerdings nicht immer). Die Blüten sind also interessanterweise nur vormittags geöffnet. In der Pflanze sind Bitterstoffe enthalten, sie gilt als alte Heilpflanze z.B. bei Leberleiden. Aus der Wurzel wird seit dem 17. Jahrhundert Zichorie hergestellt, im 19. Jahrhundert wurde die Pflanze wegen ihrer Wurzeln kultiviert, welche dann geröstet und gemahlen als Kaffee-Ersatz ("Muckefuck") dienten. Neben der Wurzel werden vor allem die jungen Grundblätter besonders in Westeuropa als Gemüse und für Salate geschätzt. Wer es mal ausprobieren möchte:

Inhaltsstoffe frische Wurzel: 12 % Inulin (verwandt mit Insulin), Intybin (Bitterstoff), Gerbsäure, fette und ätherische Öle, harze, Pektine, Cholin

Gebrauch und Wirkung: Galletreibend bei Gallenstau, Gallensteinen, unterstützend bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), wegen der Bitterstoffe auch magenstärkend

Sammelzeit: Mai bis Juni, September bis Oktober Aber Achtung: Immer an Fuchsbandwurm denken. Übrigens: Im Garten in guter Erde gezogen werden die Blätter bedeutend größer.

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (v. a. Bienen und Schwebfliegen), die Verbreitung vor allem durch Wind und Anhaften (ähnlich zur Klette). Die Ausbreitung erfolgt epizoochor (Ausbreitung der Samen durch Anheftung an Mensch und Tier), anemochor (Ausbreitung der Samen durch den Wind) oder hemerochor (Ausbreitung in Kulturfolge des Menschen z. B. bei der Aussaat). Die Lebensform ist die eines Hemikryptophyten (Staudenpflanzen, deren Erneuerungsknospen dicht unter der Erdoberfläche liegen).

Der Gattungsname "Cichórium" stammt aus antiken Zeiten, seine Ableitung ist nicht bekannt. Der Artname "íntybus" stammt ab vom lateinischen Wort "intubus", welches wiederum auf das griechische "entybon" zurückgeht. Dieses stammt möglicherweise vom agyptischen "tybi", was "Januar" bedeutet. Wahrscheinlich bezieht sich dies auf die schon in früheren Zeiten bekannte Verwendung als Wintersalat.

Bei einer schon seit so langen Zeiten verwendeten Pflanze ist es kein Wunder, das zahlreiche Varianten gezüchtet wurden. Interessant ist dabei aber, dass die Züchtung der Kulturformen in diesem Fall erst in neuerer Zeit erfolgten. Von der Wegwarte kennt man derzeit 4 Kulturformen: Zichoriensalat, Radicchio, Chicorée (alle drei Cichórium íntybus var. foliósum) und Zichorienwurzel (Cichórium íntybus var. satívum). Daher hier in Kürze das wichtigste zu diesen Kulturformen:

Zichoriensalat bildet im Herbst lockere Köpfe und ist sehr widerstandsfähig gegenüber Frost. Die für den verzehr bestimmten Köpfe werden jedoch vor Winterbeginn geerntet. Sie sind sehr bitter und werden daher meist gekocht, selten aber auch roh verzehrt. Es wird als Beilage zu Fleisch gereicht, worauf auch ein weiterer Name, Fleischkraut, hinweist. Der Zichoriensalat ist eine relativ neue Zuchtform, so um die 50 - 60 Jahre alt.

Radicchio ist eine italienische Sorte von rotblättrigem Zichoriensalat. Die weinroten Blätter sind dick und haben breit, weiße Rippen. Neben der dekorativen Wirkung sind sie als Rohkost sehr gut geeignet, vor allem weil sie durch die dickfleischigen Blätter sehr sättigend wirken.

Chicorée ist ein bleicher, länglicher Salat. Er wird während der Wintermonate für Rohkost oder zum Kochen verwendet. Praktisch handelt es sich dabei um die in Dunkelheit aus der fleischigen Wurzel austreibenden Rosettenblätter. Die Pflanzen werden dazu im Herbst mitsamt der Wurzel geerntet, die oberen Blätter knapp über der Wurzel (das Herz darf nicht beschädigt werden) abgeschnitten (gutes Viehfutter!) und die Wurzeln dann dunkel eingelagert. Die Entdeckung des Chicorée beruht auf einem Zufall. Nach einer sehr großen Ernte lagerten um 1870 belgische Bauern ihre Zichorienwurzeln dunkel ein. Es entwickelten sich die bekannten Rosettenblätter des Chicorée, und somit war eine neue Verwendung gefunden.

Zichorienwurzel entstand über Züchtungsversuche, in denen speziell auf die Größe der Wurzel selektiert wurde. Damals wurde die geröstete Wurzel dem zu dieser Zeit sehr teuren Bohnenkaffee beigemischt. Neben einer dunkleren Farbe verlieh sie diesem auch mehr Kräftigkeit (=Bitterkeit). Später wurde sie auch allein als Kaffeegetränk verwendet und der Anbau wurde sogar von Friedrich dem Großen gefördert. Heutzutage hat sie keine wirtschaftliche Bedeutung mehr, erhältlich sind die Samen aber immer noch.

Zur gleichen Gattung gehört übrigens die Endivie, welche mit der Wegwarte auch den etwas bitteren Geschmack gemeinsam hat.

Und auch Legenden gibt es über die Wegwarte. Der Sage nach ist die Wegwarte ein verwandeltes blauäugiges Burgfräulein. Es wartete geduldig, aber letztendlich umsonst, am Wegrand auf seinen geliebten Bräutigam, welcher in den Krieg gezogen war und nicht mehr wiederkehrte.



(Sven Dienstbach)                          auf die jeweiligen Bilder klicken zum Vergrößern

Name (dt.): Gemeine Wegwarte
andere Namen (dt.): Wilde Zichorie, Gewöhnliche Wegwarte
Name (lt.): Cichórium íntybus
andere Namen (lat.): -
Familie (dt.): Korbblütengewächse
Familie (lat.): Asteráceae
Blütezeit: Juni - Oktober
Größe: 30 - 200 cm
Giftig: nein
Geschützt: nein
auf Roter Liste: nein
Verwendung: Heilpflanze, Wildgemüse und -salat, "Muckefuck"

Gesamtansicht (klicken zum Vergrößern)

Blüte (klicken zum Vergrößern)

Blatt (klicken zum Vergrößern)

Stängel und Blätter (klicken zum Vergrößern)

Zeigerwerte:   (info)
 
Lichtzahl: 9
Temperaturzahl: 6
Kontinentalitätszahl: 5
Feuchtezahl: 4
Reaktionszahl: 8
Stickstoffzahl: 5
Salzzahl: 0


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