| Wollte man Brot backen, so ging man einen Tag vorher zum "Losen", um die Reihenfolge beim Backen zu bestimmen. Zu diesem Zweck gab es Blechmarken mit aufgedruckten Hausnummern. Sobald es 11:00 Uhr läutete, trafen sich diejenigen, die am nächsten Tag backen wollten, in der Kreuzgasse (früher beim Bürgermeister).
Die Blechmarken wurden in eine Schürze geworfen und dann die Reihenfolge gezogen, in der am nächsten Tag gebacken werden durfte. Abends wurde der Sauerteig angesetzt (ältere Leute sagten auch “Hefeling” dazu). Am nächsten Morgen wurde dann der Brotteig zubereitet, und zwar mit Sauerteig, Mehl, Wasser und Salz.
Nach dem Aufgehen des Teiges wurde dieser steif gemacht und in vorbereitete Brotkörbchen gedrückt. Diese Brotkörbchen waren entweder aus Weiden oder aus Stroh gefertigt. In die Körbchen wurde zuvor ein viereckiges Leinentuch gelegt und mit Mehl bestäubt, damit der Teig nicht anhing. Sodann ließ man den Teig nochmals gehen.
Währenddessen fuhr man die sogenannten Backwellen in das Backhaus (das waren
Buschreiser, die beim Holzmachen im Winter aus dem Wald mitgebracht wurden). Jetzt wurde der Backofen angeheizt. Wer als Erster an der Reihe war, benötigte eine Welle mehr zum Anheizen, weil der Ofen orgens ja noch kalt war. Sobald die Steine, mit denen der Backofen ausgemauert war, heiß waren, war es im Backofen heiß genug.
Bevor nun das Brot hineingegeben wurde, mußte die Glut mit der "Kratze" aus dem
Ofen geholt werden. Bei der Kratze handelte es sich um eine Stange, an der vorne ein dickes Bret befestigt war.
Anschließend benutzte man den "Wisch" zum Saubermachen. Das war ebenfalls eine Stange mit einem Sack daran. Die Kratze und der Wisch
mussten vor der Benutzung erst befeuchtet werden, damit sie sich im Ofen nicht entzündeten. Das Wasser hierfür holte man aus dem Backesborn, der sich gleich neben dem Backhaus befand.
Als diese Vorbereitungen abgeschlossen waren, konnte das Brot in den Ofen geschoben werden. Die Körbchen mit dem Brotteig, die man während des Anheizens des Backofens mit dem Handwagen oder Schubkarren in das Backhaus
gebracht hatte, wurden dazu auf einen Backesschießer umgestülpt (eine Stange mit einem breiten flachen Brett). Bevor der Brotteig mit dem Schießer in den Ofen geschoben wurde, bespritzte (frischte) man ihn mit klarem Wasser. Das "Frischen" entfernte das angestäubte Mehl und brachte den Brotteig zum Glänzen. Jetzt wurde das Brot, es waren meist 12-14 Laibe, etwa 30-40 Minuten gebacken. Es wurde nochmals herausgenommen, mit Wasser gefrischt und dann fertig gebacken.
Meistens wurde auch noch ein Backesweck mitgebacken. Dazu wurde Brotteig mit Weizenmehl steif gemacht und auf einem großen Blech
ausgerollt. Als Belag diente Schmand, Butter, Zucker und Zimt, oder Zwetschen, oder Äpfel. Den "Backesweck" aß man zum Kaffee oder er wurde mit auf's Feld genommen. Etwas Brotteig und die Teigreste vom Backtrog wurden zusammengekratzt, mit Mehl zerkrümelt und in einem Säckchen an einem luftigen Ort aufgehängt und getrocknet. Daraus stellte man den Sauerteig zum nächsten Brotbacken her.
Durch das Brotbacken am Vormittag blieb meist keine Zeit, um zuhause ein Mittagessen
zu kochen. Dann wurde einfach ein Kartoffelpfannkuchenteig in einen gefetteten Gußbehälter gefüllt und im Backofen mitgebacken. Das war der bekannte und sehr beliebte "Bräterkuchen"
(Sophie Schön)
siehe auch: “Rezepte” |