| Ein schöner alter Brauch in unserem Dorf ist der Laubmann, der am ersten Pfingstfeiertag den Frühling ins Dorf bringt. Wann dieser alte Brauch begonnen hat, weiß man heute nicht mehr zu sagen. Jedenfalls erinnern sich die älteren Einwohner in unserem Dorf, daß sie als Kleinkinder schon an Pfingsten den Laubmann durchs Dorf
begleitet haben.
In der schönen Jahreszeit des Frühlings feiern wir nun unser Pfingstfest, es ist in der Natur ein Erwachen, ein Sieg über den Winter und das soll nun durch den Laubmann symbolisch dargestellt werden.
Am ersten Pfingsttag in aller Frühe gehen die Buben von den letzten Jahrgängen der Schule in den Wald, um frischgrüne Buchenäste zu schlagen, welche zum Binden des Laubmanns gebraucht werden. Laubmann ist meistens der größte und stärkste Junge des letzten Schuljahrgangs, denn er hat ja ein paar Strapazen auszuhalten. Das Binden wird nur von Männern übernommen, die schon etwas Erfahrung haben. Er darf ja beim Gehen nicht behindert sein, den Weg von Wald bis zum Dorf wird er mit einem Handwagen gefahren. Ein Birkenbäumchen, schön mit bunten Blumen
geschmückt, das wohl den Frühling symbolisieren soll und ein Tannenbäumchen mit ein paar Papierblumen und das ist der Winter, der sich verabschiedet hat. Zwei Begleiter führen den Laubmann, zwei Buben tragen die Bäumchen, ein Junge hat einen Hut für Geldspenden, ein Junge hat ein langes Messer, auf dieses werden die
geschenkten Speckscheiben aufgespießt und zwei Mädchen tragen den Korb für die Eier. Vor dem Dorfeingang haben sich nun viele Einwohner eingefunden, Mütter mit Kinderwagen, ältere Menschen, die sich noch gerne an längst vergangene Jahre erinnern und natürlich die Schulkinder. An einzelnen Stationen wurde Halt gemacht und die Kinder sangen Frühlingslieder. Damals war das ja noch keine Schwierigkeit. Acht Jahrgänge wurden in einem Raum unterrichtet und
das Singen von den Frühlingsliedern konnte gemeinsam geübt werden. Leider ist es nun durch die Veränderungen in den Schulen anders geworden.
Wir haben einen Fanfarenzug, er begleitet nun mit Musik unseren Laubmann durchs Dorf. Die Spenden, die den Kindern gegeben werden, sind reichlich, das ist doch ein Beweis, daß die Einwohner diese alten Bräuche, die sie von vielen Generationen übernommen haben, gerne weiter pflegen möchten. Die Gaben werden geteilt, früher war es so,
daß im Hof des ältesten Schulmädchens das große Eieressen stattfand. Seitdem sich nun der Fanfarenzug mitbeteiligt, hat man den Kindern das Feuerwehrhaus zur Verfügung gestellt, das ist ja auch sehr praktisch, dort sind Tische und Bänke, die benutzt werden dürfen. Ich finde, es ist gut, wenn die Vereine und Dorfbewohner zusammen stehen und bestrebt sind, unseren Nachkommen diese alten, schönen Bräuche, die wir von unseren Vorfahren übernommen haben, zu erhalten.
Siehe auch: Der Laubmann von Langenbach |